Der Hepatitis-Fall in den Donau-Ries Kliniken

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Fall und Prozess

Nach einer Häufung von Hepatitis-C-Infektionen in Bayern steht ein ehemaliger Arzt der Donau-Ries-Klinik Donauwörth vor Gericht. Der Anästhesist muss sich im Prozess wegen Körperverletzung in über 50 Fällen vor Gericht verantworten. Die Ansteckungen ereigneten sich während seiner Anstellung im Krankenhaus, die im April 2018 endete. Hier finden Sie alle Informationen zu den Hepatitis-C-Infektionen in der Donau-Ries-Klinik und worum es im Gerichtsprozess nach derzeitigem Stand gehen wird.

Im Herbst 2018 informierte ein Hausarzt aus dem südlichen Landkreis die Donau-Ries Kliniken über drei Patienten mit Hepatitis C-Erkrankungen. Alle drei waren zuvor in der Klinik Donauwörth operiert worden. Die Klinikleitung reagierte sofort: Sie leitete die Untersuchung aller Mitarbeiter im Operationsbereich ein, um einen möglichen Virus-Träger ausschließen zu können. Daraufhin meldete sich ein ehemaliger Narkosearzt der Klinik und berichtete von einer früheren Erkrankung. Im Laufe der Untersuchungen stellte sich heraus, dass der betreffende Mediziner die drei infizierten Patienten tatsächlich operativ betreut hatte.
Nein. Der Anästhesist arbeitete zwischen Juli 2008 und April 2018 für die Donau-Ries Kliniken am Standort Donauwörth. Am 25. April 2018 unterschrieb er einen Auflösungsvertrag, nachdem es zu einem Vorfall gekommen war. Einer Donauwörther Pflegekraft war der Mediziner mit einer Nadel im Arm aufgefallen. Zuvor war er vom Chefarzt der Anästhesie bereits auf eine mögliche Medikamentenabhängigkeit angesprochen worden. Dies hatte der Narkosearzt jedoch verneint. Die Klinikleitung hatte während der Beschäftigungsphase keine beweiskräftigen Belege für eine Medikamentensucht.
Die Klinikleitung verwendete die in der Zeugnissprache üblichen Formulierungen, um auf Unregelmäßigkeiten hinzuweisen.
Der verdächtige Arzt war im November 2016 in Donauwörth routinemäßig auf Hepatitis-C untersucht worden. Es wurde keine Erkrankung festgestellt. Daher kann es nur zwischen 2016 und seinem Ausscheiden im April 2018 zu den Infizierungen gekommen sein.
Das soll in einem Gerichtsverfahren geklärt werden. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat den Fall übernommen. Sie ermittelt nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks vom 23.10.18 gegen den Anästhesisten wegen des Verdachts der Körperverletzung. E s werde aber in alle Richtungen ermittelt, erklärte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai dem Sender. Das Hauptverfahren beginnt, nachdem Anklage erhoben wurde. Der Zeitpunkt ist nicht bekannt. Bislang gibt es nur Spekulationen. Von Medien befragte Mediziner halten es für naheliegend, dass der Arzt dieselbe Spritze zunächst für sich und anschließend für seine Patienten verwendete und dadurch sein Blut in Kontakt mit dem Blut der Patienten kam.

Es gibt grundsätzlich Fälle von Medikamentenabhängigkeit – auch unter Ärzten. Ein suchtkranker Mediziner könnte sich Zugang zu Schmerzmitteln verschaffen, indem er sie vor der Verabreichung an die Patienten für sich abzweigt. Theoretisch ist es vorstellbar, dass ein Anästhesist, der mit dem Patienten alleine ist, erst sich und dann den Patienten mit der gleichen Spritze versorgt. Ob es sich im konkreten Fall so abgespielt hat, ist nicht bekannt.

Ja. Die Heilungschance dieser Leberentzündung, die nur über Blut übertragen werden kann, liegt bei über 90 Prozent. Bei der Therapie nimmt der Patient regelmäßig Tabletten ein. Die Therapie dauert zwei bis drei Monate und kostet mehrere zehntausend Euro. Sollte die Entzündung nicht behandelt werden, kann es langfristig zu Schäden an der Leber, Leberzirrhose oder Leberkrebs kommen.

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